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LAWINENGEFAHR: DIE LAWINENBILDENDEN FAKTOREN

LAWINENBILDENDE FAKTOREN

WIE VERHÄLTNISSE, GELÄNDE UND MENSCH EIN SCHNEEBRETT BILDEN

Lawinen entstehen durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren. Die entscheidenden sind: Wetter und Schneedecke (Verhältnisse), Gelände, Mensch. 

Das Wetter wirkt sich direkt auf die Schneedecke aus und prägt damit das aktuelle Lawinenproblem – bei Wind muss man z. B. mit Triebschnee rechnen, bei Schneefall mit einem Neuschneeproblem usw. Wetter und Schneedecke machen gemeinsam den Faktor „Verhältnisse“ aus. 

Das Gelände begünstigt zum einen die Bildung von Lawinen, zum anderen ist es entscheidend dafür, welche Konsequenzen aus einem Lawinenabgang drohen. Ein Felsabbruch unter einem Steilhang etwa kann selbst bei einem harmlosen kleinen Schneerutsch eine tödliche Falle sein. 

Unabhängig von der Lawinenart ist es der Mensch, der die Lawine in den meisten Fällen selbst auslöst, indem er sich in gefährdete Hänge begibt.

Der Baukasten einer Schneebrettlawine

Der Baukasten einer Schneebrettlawine

Um die Lawinengefahr richtig einzuschätzen, muss man die Faktoren „Verhältnisse“ (Wetter und Schneedecke), „Gelände“ und „Mensch“ beurteilen und zueinander in Bezug bringen. Das geschieht auf drei Ebenen: zu Hause bei der Tourenplanung, vor Ort im Gelände und am konkreten Einzelhang. Daraus ergibt sich die so genannte „3x3 Filtermethode". Die Verhältnisse erscheinen dabei oft als der schwierigste Faktor, denn zum einen muss man das Wetter, zum anderen die aktuelle Schneedecke berücksichtigen.

Schneebrettlawine

LAWINENFAKTOR VERHÄLTNISSE

Das Wetter prägt die Schneedecke. Beides zusammen bildet den Faktor „Verhältnisse“ – ein entscheidender Parameter für die Lawinengefahr.

LAWINENFAKTOR VERHÄLTNISSE
LAWINENFAKTOR VERHÄLTNISSE

VERHÄLTNISSE - ZUSAMMENSPIEL VON WETTER UND SCHNEEDECKE

Die Schneedecke wird vom Wetter, also von Wind, Temperatur, Sonnenstrahlung und Niederschlag geprägt. Als „Verhältnisse" bezeichnet man das Zusammenspiel der Faktoren „Wetter“ und „Schneedecke“. 

Wind, früher oft als „der Baumeister der Lawinen" bezeichnet, verfrachtet Schnee und bildet „Schneebretter". Die Temperatur beeinflusst die Schneedecke; sie begünstigt die Bildung von Schwachschichten oder führt zur Erwärmung in der Schneedecke und in der Folge zu deren Destabilisierung. Auch die Strahlung der Sonne beeinflusst die Schneedecke. Indem sie die oberen Schichten erwärmt, werden diese durchfeuchtet und können anschließend gefrieren. Niederschlag – in Form von Neuschnee oder Regen – lässt die Lawinengefahr häufig ansteigen. Durch eine neue Schneeschicht bildet sich möglicherweise ein Schneebrett. Regen durchfeuchtet und schwächt die Schneedecke. Beides – Regen und Schnee – stellt eine Zusatzbelastung dar.

WETTER

Niederschlag bildet und beeinflusst die Schneedecke über den Verlauf des Winters. Die Neuschneeschicht ist anfangs oft schlecht mit der Altschneeoberfläche verbunden. Daher steigt während oder kurz nach dem Schneefall in der Regel auch die Lawinengefahr. Neuschnee bedeutet zudem eine Zusatzlast für die Altschneedecke. Auch Regen stellt eine Zusatzlast dar und erwärmt und durchfeuchtet die Schneedecke. Während einer Niederschlagsperiode sind Neuschneemenge, Temperatur und Wind die Hauptfaktoren für die Entwicklung der Lawinengefahr. Bei einer ungünstigen Kombination dieser Faktoren spricht man von einer „kritischen Neuschneemenge“ – ein Anstieg der Lawinengefahr ist zu erwarten.

KRITISCHE NEUSCHNEEMENGE WIND TEMPERATUR REGEN

KRITISCHE NEUSCHNEEMENGE

Die „kritische Neuschneemenge“ ist eine grobe Faustformel dafür, ab welcher Neuschneemenge mit einem deutlichen Anstieg der Lawinengefahr zu rechnen ist. Dabei spielen der Wind sowie die Temperatur eine Rolle. Bei ungünstigen Bedingungen während dem Neuschneefall führt der Wind zu starken Schneeverfrachtungen und dadurch zu massiven und spröden Schneebrettern. Niedrige Temperaturen verlangsamen die Versinterung des Neuschnees mit der Altschneeoberfläche. 

WIND

Der Wind gilt als „Baumeister der Lawinen“. Diese Bezeichnung ist aber nur teilweise zutreffend: Der Wind ist zwar verantwortlich für die Entstehung des „Schneebretts“. Abrutschen kann ein Brett aber nur dann, wenn sich darunter eine Schwachschicht befindet. Ist dies der Fall, sprechen wir von einer „ungünstigen Schichtung". Derartige Schneebretter – auch Triebschneelinsen genannt – finden wir vor allem an unberührten, windabgewandten Steilhängen, hinter Geländekanten und Rücken sowie in Mulden.

TEMPERATUR

Die Temperatur hat einen Einfluss auf die Schneedecke, auf die Umwandlungsprozesse in ihr und besonders auf die oberen 30 bis 50 cm der Schneeschicht. Kälte, Warmluft, Sonneneinstrahlung, aber auch Regen wirken sich auf die Schneedecke aus. Kälte zum Beispiel führt zu „griesligen“, zusammenhanglosen Schichten, die später, wenn eingeschneit, zu gefährlichen Schwachschichten werden können. Wärme führt zunächst zu einer Setzung, kann aber auch destabilisieren, wenn der Schnee zu schmelzen beginnt und die Schneedecke durchfeuchtet.

REGEN

Regen ist doppelt ungünstig. Zum einen stellt er einen massiven Wärmeeintrag in die Schneedecke dar und destabilisiert diese. Zum anderen bedeutet er einen neuen Masseeintrag, also eine Zusatzlast. Denn der obere Teil der Schneedecke wird durch den Regen schwerer, was tiefer liegende Schwachschichten möglicherweise überlasten kann.

WINDVERFRACHTUNGEN 

Der Wind als „Baumeister der Lawinen" sorgt für die Entstehung sogenannter Triebschneelinsen. Windverfrachteter Neu- oder Altschnee ist besonders spröde und eignet sich hervorragend als „Brett". Dieser Triebschnee kann Spannungen optimal weiterleiten und so zur gefürchteten „Bruchausbreitung“ führen. 

Triebschnee Zonen

Triebschnee lagert sich überall in windberuhigten Zonen ab. Das ist meist im Lee (Windschatten), hinter Hindernissen wie Graten, Rücken und Stufen. Aber auch auf der Luv-Seite findet man Triebschneeansammlungen in Mulden sowie vor und hinter Steilstufen. 

Der Wind verlagert den Schnee von windexponierten Bereichen in windberuhigte Zonen, z. B. hinter Geländekanten und Rippen. In den Mulden und Senken sammelt sich gefährlicher Triebschnee. Oft geschieht das im Talverlauf, entlang von Hängen. 

WIE GEFÄHRLICH IST ES?

Triebschnee ist dann gefährlich, wenn sich innerhalb oder direkt unter dem Triebschneebrett eine Schwachschicht befindet. Zudem kann durch die Zusatzlast einer entstandenen Triebschneelinse auch eine tiefer liegende Schwachschicht in der Schneedecke überlastet werden.

BAUMEISTER DER LAWINEN

BAUMEISTER DER LAWINEN

Wind transportiert den Schnee von „Luv" (windzugewandte Seite) nach „Lee" (windabgewandte Seite). Dabei werden die Schneekristalle durch den Wind zerkleinert.  Diesen Prozess nennt man auch den mechanischen Anteil der „abbauenden Umwandlung". Große Neuschneekristalle werden durch den Wind „kleingehäckselt" und können nun sehr dicht gepackt werden. Dadurch erhält das „Brett" seine spröden und  kompakten Eigenschaften, die für eine Bruchausbreitung nötig sind.

SCHNEEDECKE

Die Schneedecke ist nicht überall gleich. Abhängig von der Hangexposition und Höhenstufe, aber auch von der Geländeform liegt mal mehr, mal weniger Schnee. In schattigen Bereichen ist die Schneedecke oft locker, in Sonnenhängen gesetzt und kompakter oder mit einer Harschkruste versehen. Diese räumlichen Unterschiede sorgen dafür, dass es Gefahrenstellen gibt und Bereiche, in denen kaum Lawinengefahr besteht. 

Der Lawinenlagebericht beschreibt sogenannte Gefahrenstellen unter anderem mithilfe der Expositionsrose. Es ist häufig zu beobachten, dass nur in bestimmten Sektoren der Expositionsrose Lawinen ausgelöst werden können. 

SCHNEEDECKE – WO DIE GEFAHR LAUERT

Auch die Höhenstufe wird meist zur Eingrenzung von Gefahrenstellen herangezogen, z. B. wenn die Schneefallgrenze oder die Temperatur entscheidend sind. Aber auch die Waldgrenze, die für eine Windberuhigung sorgt, kann ein Kriterium sein. 

Geländeformen sind oft ausschlaggebend dafür, ob sich Triebschnee ablagert oder nicht. Übergänge von wenig zu viel Schnee hingegen, z. B. an Versteilungen, können dafür verantwortlich sein, dass an den schneearmen Stellen Schneebrettlawinen ausgelöst werden können.

UMWANDLUNGSPROZESSE

Die Schneedecke ist kein statisches Gebilde, sie ändert sich laufend. Schneekristalle wandeln sich permanent. Man spricht von drei möglichen Umwandlungsprozessen in der Schneedecke: aufbauende Umwandlung, abbauende Umwandlung und Schmelzumwandlung. 

Abbauende Umwandlung Aufbauende Umwandlung Schmelzumwandlung

ABBAUENDE UMWANDLUNG

Die abbauende Umwandlung verläuft über drei Stufen: Sie formt aus sechseckigen Neuschneekristallen zunächst den sogenannten Filzschnee und schließlich kleine, runde Kristalle. Bei dieser Umwandlung werden entweder große Neuschneekristalle durch den Wind zerkleinert oder die verästelten Kristalle lagern mit der Zeit äußere Wassermoleküle kernnah an. Dieser Prozess braucht Zeit und wird durch relative Wärme (-8 bis - 1 °C) oder Druck (Schneepaket darüber) beschleunigt.  

Abbauende Umwandlung

AUFBAUENDE UMWANDLUNG

Die aufbauende Umwandlung formt aus filzigen oder kleinen runden Kristallen große, kantige Kristalle. Dabei spielt der Wasserdampftransport in der Schneedecke eine entscheidende Rolle. Vom warmen Boden (0°) sublimiert Wasserdampf – geht also von fest zu gasförmig über ­– und steigt auf. An höher liegenden Kristallen resublimiert die Feuchtigkeit – wird also von gasförmig wieder fest – und kristallisiert als Eis. Das führt dazu, dass die Kristalle auf ihrer Unterseite wachsen. Dadurch entstehen kantige Kristalle oder sogar noch größere Becherkristalle. Diese kantigen Kristallformen haben nur wenige Kontaktpunkte untereinander und bilden eine zusammenhaltlose, meist weiche Schicht – die „klassische“ Schwachschicht. Durch Zusatzbelastung kann diese Schicht gestört werden und kollabieren. Ist sie flächig vorhanden und liegt über ihr ein geeignetes Brett, kann es zur Bruchausbreitung und einem Schneebrett kommen. 

Aufbauende Umwandlung

SCHMELZUMWANDLUNG

Die Schmelzumwandlung droht früher oder später jedem Schneekristall. Egal ob klein und rund oder kantig, bei Wärme (über 0°) schmilzt Schnee. Die Kristalle werden rund, Wasser wird frei. Kühlt die Schneedecke in der Nacht wieder ab, gefriert nun das freie Wasser, es bilden sich Harschkrusten, Eislamellen und Schmelzformen. 

Schmelzumwandlung

LAWINENFAKTOR GELÄNDE

Das Gelände hat zwei Bedeutungen für die Risikobeurteilung. Zum einen gibt es Geländeformen, die Schneebrettlawinen begünstigen, zum anderen bildet das Gelände oft sogenannte Geländefallen.

LAWINENGELÄNDE

Man beobachtet Schneebrettlawinen besonders häufig in planen, ebenen Hängen oder in leicht konkaven Hangformen wie Mulden und weitläufigen Rinnen. Auf Rücken, in engen Rinnen und Couloirs oder in stark kupiertem Gelände sind Schneebrettlawinen dagegen seltener. Das liegt daran, dass die Bruchausbreitung am besten funktioniert, wenn die Schneedecke möglichst homogen ist, d. h. kaum Höhenunterschiede innerhalb der Schneedecke bestehen. Zudem benötigt ein Schneebrett eine gewisse Größe (> 20 x 20 m) und eine Mindeststeilheit von 30°. Am häufigsten beobachtet man Schneebrettlawinen bei 38° Hangneigung.

TYPISCHES LAWINENGELÄNDE

TYPISCHES LAWINENGELÄNDE

Das typische Lawinengelände für Schneebrettlawinen ist steil (über 30°), meist unverspurt und homogen. Große ungestörte, homogene Flächen oder leichte Mulden sind besonders prädestiniert. 

STEILHEIT UND VERTEILUNG HANGNEIGUNG

Von Skifahrern ausgelöste Lawinen gehen im Mittel bei einer Hangneigung von 38° ab. Vereinzelt beobachtet man Schneebrettlawinen bereits ab 30°. Darunter bleiben ausgelöste Schneebretter auf Grund der Reibung liegen. Bei geringerer Hangneigung hört man lediglich ein Setzungsgeräusch (Wumm-Geräusch) – ein Alarmzeichen dafür, dass eine Auslösung sowie eine Ausbreitung stattgefunden haben. Dass die Schneetafel nicht abgleitet, liegt nur an der fehlenden Steilheit.

STEILHEIT HANGNEIGUNG UND GEFAHRENSTUFE VERHALTEN

STEILHEIT

Schneebrettlawinen rutschen ab einer Hangsteilheit von 30° ab. Je steiler ein Hang ist, desto wahrscheinlicher ist eine Lawinenauslösung. Es gilt also: je steiler, desto gefährlicher! Im Mittel gehen von Wintersportlern ausgelöste Schneebrettlawinen in Hängen mit einer Neigung von 38° ab. Darüber nimmt die Wahrscheinlichkeit einer Auslösung wieder ab – einerseits wird extrem steiles Gelände seltener frequentiert, zum anderen rutscht Neu- oder Triebschnee bereits beim Fallen ab und es kommt seltener zu ungünstigen Schichtungen.

HANGNEIGUNG UND GEFAHRENSTUFE

Unabhängig von der Gefahrenstufe zeigt sich, dass Schneebrettlawinen im Mittel bei 38° Steilheit abrutschen. Bei den Gefahrenstufen 2, 3 und 4 ist die Verteilung der Lawinen hinsichtlich Hangneigung exakt gleich. Es wäre also falsch anzunehmen, dass Lawinen bei geringerer Gefahrenstufe eine größere Hangsteilheit benötigen, um abzurutschen. Lediglich die Häufigkeit bzw. der Umfang der Gefahrenstellen nehmen bei höherer Gefahrenstufe zu. Daher ist die Wahrscheinlichkeit einer Verschüttung bei höherer Gefahrenstufe größer (Grafik: S. Harvey).

VERHALTEN

Als Faustregel gilt: Bei höherer Gefahrenstufe sollte man sehr steiles Gelände meiden bzw. dementsprechend vorsichtig handeln. Zwar rutschen Schneebrettlawinen unabhängig von der Gefahrenstufe ab 30° und am häufigsten bei 38° ab, der Umfang der Gefahrenstellen und somit die Wahrscheinlichkeit, auf einen gefährdeten Hang zu stoßen, nimmt aber mit steigender Gefahrenstufe zu.

HANGEXPOSITION UND HÖHENLAGEN

Oft liegen Gefahrenstellen in bestimmten Hangexpositionen und Höhenlagen. In Nordhängen ereignen sich etwa doppelt so viele Lawinenunfälle wie in Südhängen. Allerdings ist nicht bekannt, wie die jeweiligen Hangexpositionen verhältnismäßig frequentiert sind.

NORDHÄNGE OST- UND SÜDHÄNGE ERWÄRMUNG NACH NEUSCHNEE

NORDHÄNGE

Dass sich Unfälle in den nördlichen Expositionen häufen kann daran liegen, dass dort die Setzung wegen der geringeren Sonneneinstrahlung langsamer geschieht und dass sich vermehrt Schwachschichten bilden. Auch hält sich Pulverschnee länger in Nordhängen, weshalb diese in der Regel wohl auch öfter befahren werden.  

Es gibt allerdings Situationen, in denen die Südhänge gefährlicher als die Nordhänge sind.

OST- UND SÜDHÄNGE

Bei einem Temperarturproblem hingegen sind Sonnenhänge – also südseitige Hangrichtungen – gefährdeter. Es ist außerdem möglich, dass bei kalten Temperaturen und starkem Nordwind trockene Triebschneebretter besonders südseitig auftreten können.

ERWÄRMUNG NACH NEUSCHNEE

Kommt es nach einem Neuschneefall zu einer ersten Erwärmung, steigt die Lawinengefahr zunächst meist an. Denn die eintretende Setzung der Schneedecke führt dazu, dass sich die lockere obere Neuschneeschicht verbindet und somit optimale Eigenschaften für ein „Brett" entwickelt. Erst nach einer gewissen Zeit wirkt sich die Erwärmung positiv aus und das Brett verbindet sich mit der darunter liegenden Schwachschicht. Die Gefahr nimmt dann wieder ab. 

TOPOGRAFIE ALS MÖGLICHER GEFAHRENBRINGER 

Das Gelände beeinflusst das Lawinenrisiko in zweierlei Hinsicht. Zum einen beobachtet man Schneebrettlawinen vor allem in homogenen, flächigen und leicht konkaven Hangformen. Wind und Gelände bestimmen zudem die Leebereiche, in denen sich gefährliche Schneebretter befinden. Zum anderen bilden Abbrüche, Felsen oder Bäume oft lebensbedrohende Geländefallen. Gräben, Mulden oder Staubereiche im Auslauf von Lawinenhängen führen zudem zu großen Verschüttungstiefen, was mehr Todesopfer zur Folge hat. 

Auch die Hangform hat einen Einfluss auf die Lawinenbildung. Besonders häufig ereignen sich Lawinenunfälle in großen, homogenen und leicht konkaven Hangformen sowie in breiten Rinnen und Mulden. Seltener gefährdet sind konvexes oder kupiertes Gelände. 

GELÄNDEFALLEN - KONSEQUENZEN

Das Gelände hat einen entscheidenden Einfluss auf die Verschüttungstiefe und auf mechanische Verletzungen. Man spricht deshalb von „Geländefallen“. 

Gräben, Mulden und Hindernisse im Auslaufbereich erhöhen die Verschüttungstiefe und verkleinern damit die Überlebenschance. Hindernisse wie Abbrüche, Felsen oder Bäume in der Zugbahn der Lawine führen oft zu tödlichen Verletzungen (Foto B. Reuter). 

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Abbrüche, Steilstufen
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Felsen, Bäume
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Graben, Bachlauf, Mulden und Spalten im Auslaufbereich
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Große Hänge oberhalb (> 60 Höhenmeter)

Abbrüche, Steilstufen

Absturz und mechanische Verletzungen drohen.

Felsen, Bäume

Mechanische Verletzungen durch Anprall können zum Tod führen.

Graben, Bachlauf, Mulden im Auslaufbereich

hierdurch entsteht ein Stauraum; es droht eine tiefe Verschüttung, womit die Überlebenschance sinkt.

Große Hänge oberhalb (> 60 Höhenmeter)

Je größer der Hang oberhalb, desto mehr Schnee kann mitgehen, was zu einer tieferen Verschüttung führt.

LAWINENFAKTOR MENSCH

Ein lawinengefährdeter Hang ist an sich kein Problem – es ist der Mensch, der diesen zum Problem macht, indem er sich nähert.

LAWINENBILDENDER FAKTOR: MENSCH

Neben der Schneedecke und dem Gelände wird der Mensch als entscheidender Parameter für Lawinenunfälle (zu) oft vergessen. Dabei sind es fast immer Menschen, die Schneebretter auslösen. Neben den „Hard Facts" wie Verhalten, Gruppengröße oder Können sind es nicht selten „Soft Skills" – Gruppendynamik, Motivation, fehlende Kommunikation und Objektivität – die ihren Beitrag zu Lawinenunfällen leisten.

LAWINENBILDENDER FAKTOR: MENSCH

Meist wird eine Schneebrettlawine durch Skitourengeher und Freerider ausgelöst. 95 % der Wintersportler lösen ihr Schneebrett selbst aus. In 90 % der Fälle ist es die erste Person im Hang betritt, die die Lawine auslöst.

HARD FACTS – SOFT SKILLS

Es ist immer hilfreich sich klassischer Gruppenphänomene bewusst zu sein, wenn es zu Lawinenentscheidungen kommt. In der Gruppe fühlt man sich meist sicherer als allein, wird dadurch tendenziell mutiger und risikofreudiger. Gerade in großen Gruppen kommt hinzu, dass sich oft der oder die Lauteste durchsetzt. Ein offenes Gruppenklima, transparente Kommunikation und das Gehör auch für die „leisen Stimmen“ in der Gruppe helfen, an kritischen Punkten eine gute Entscheidung zu treffen. 

Auch Verzicht kann ein Erfolg sein – vor allem im Bergsport!

Hard Facts Soft Skills
GRUPPENGRÖSSE 

Große Gruppen stellen häufig ein Problem dar. Zum einen sind sie in der Regel langsamer unterwegs. Zum anderen ziehen Sicherheitsabstände die Gruppe weit auseinander, was eine zusätzliche zeitliche und führungstechnische Herausforderung darstellt; deshalb werden nötige Abstände oft nicht eingehalten. 

KÖNNEN 

Gute Skifahrer sind in der Lage, sich im Gelände an Spurvorgaben zu halten und in heiklen Passagen Stürze zu vermeiden, die zu einer hohen Belastung auf die Schneedecke führen würden. Mit einer guten Kondition kann man kritische Passagen zügig und trotzdem mit den nötigen Abständen einzeln passieren.  

HOMOGENITÄT DER GRUPPE 

Eine ähnliche Motivation und vergleichbare Ziele, gleiches Können und ein gruppenangepasstes Tempo vermeiden Spannungen und Konflikte innerhalb der Gruppe. 

GRUPPENPHÄNOMENE 

In einer Gruppe fühlt man sich oft sicherer als allein. So wird man mutiger und risikofreudiger – das sogenannte Risiko-Schub-Phänomen. 

Große Gruppen haben oft keine klare Entscheidungsstruktur: Wer am lautesten argumentiert, setzt sich meist durch. 

Motivierte Personen argumentieren oft in ihrem Sinn – die Skepsis anderer hat da weniger Platz. 

ENTSCHEIDUNGSFALLEN 

Ermüdung schränkt unsere Aufmerksamkeit ein; andere Personen können dann unsere Entscheidungen leicht beeinflussen. 

Der Wunsch, etwas Außergewöhnliches zu erleben und für Instagram & Co. festzuhalten, beeinflusst unser Handeln. 

DRUCK UND PROJEKTION 

Wer in der Gruppe akzeptiert werden und nicht auffallen will, ist oft verleitet, unangenehme Fragen nicht zu stellen. 

Die eigene Motivation oder auch die Wünsche anderer erschweren objektive Entscheidungen. 

Schritt 1 Schritt 2

LAB SNOW QUIZ: Lawinenfaktoren

Lawinen entstehen durch das Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren. Die Entscheidenden sind: Wetter und Schneedecke (Verhältnisse), Gelände, Mensch. Neben Gefahrenstufen, Hangneigung, Exposition, sowie Alarm- und Windzeichen, müssen weitere wichtige Faktoren für die Beurteilung des Lawinenrisikos berücksichtigt werden.

Ordne die folgenden Gegebenheiten den Kategorien „Lawinenrisiko erhöhend“ und „Lawinenrisiko reduzierend“ zu.

LAB SNOW QUIZ: Lawinenfaktoren

Ordne die folgenden Gegebenheiten den Kategorien „Lawinenrisiko erhöhend“ und „Lawinenrisiko reduzierend“ zu.

Lawinenrisiko reduzierend
Lawinenrisiko erhöhend
HOHE BELASTUNG DURCH STURZ
KLEINE UND AUSLAUFENDE HÄNGE
ABGEBLASENE RÜCKEN
GUTES SKIFAHRERISCHES KÖNNEN
STARKE DURCHFEUCHTUNG DER SCHNEEDECKE
STEILHÄNGE WERDEN EINZELN BEFAHREN
SPUREN IM SCHNEE
UNTERSCHIEDLICHE MOTIVATIONEN
FRISCHE WINDZEICHEN – GANGELN
GROSSER HANG ÜBER GRUPPE
FRISCHE LAWINENKEGEL
KLEINE UND DISZIPLINIERTE GRUPPEN
Lawinenrisiko reduzierend
Lawinenrisiko reduzierend
Lawinenrisiko erhöhend
Lawinenrisiko erhöhend
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