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Unterkapitel: Alpine Gefahren

Alpine Gefahren

SUBJEKTIVE UND OBJEKTIVE GEFAHREN IM ALPINEN GELÄNDE 

Das Begehen von hohen Felswänden über mehrere Seillängen – oft fernab jeglicher Zivilisation – birgt Gefahren. Gefahren, die bei Nichtbeachtung oder bei Fehlentscheidungen in dem Gelände verheerende Folgen haben können. 

Im Gebirge unterscheiden wir zwischen objektiven und subjektiven Gefahren, die den Kletterer während einer alpinen Unternehmung bedrohen. Je nach Situation und Handlung lassen sich objektive und subjektive Gefahren allerdings nicht immer klar trennen. Wer bspw. trotz einer Gewitterwarnung (objektive Gefahr) in eine Wand einsteigt, weil er seine Fähigkeiten (subjektive Gefahr) überschätzt, beeinflusst die objektive Gefahr durch seine subjektive Beurteilung. 

Objektive Gefahren Subjektive Gefahren

Objektive Gefahren sind diejenigen, die von der Natur oder vom natürlichen Umfeld entgegengesetzt werden. Im Gegensatz zu den subjektiven Gefahren hat der Kletterer auf objektive Gefahren meist keinen direkten Einfluss. Durch Taktik, gute Planung und Aufmerksamkeit sind sie aber minimierbar.

WETTER
Das Bergwetter ist ausschlaggebend für jede alpine Tour. Unwetter oder witterungsbedingte Gefahren können eine Seilschaft rasch in Gefahrensituationen bringen. 

STEINSCHLAG
Steinschlag wird häufig durch Schmelzwasser, Wind, Tiere oder vorauskletternde Seilschaften verursacht. Die Gesteinsqualität kann das Problem vergrößern oder verringern.

STUMME ZEUGEN
Ein Kletterer muss wachsam sein und seine Umgebung im Blick haben. Stumme Zeugen sind deutlich sichtbare Spuren von Steinschlag. Beispielsweise beschädigte Bäume, frische Felsbrocken am Wandfuß, helle Einschlag- oder Ausbruchspuren am Fels oder beschädigtes Material in der Wand.

EISSCHLAG
Eisschlag wird vor allem durch andere Kletterer oder durch Wärmeeinfluss ausgelöst.

LAWINEN
Nicht nur für Skitourengeher sind Lawinen ein Thema. Auch Kletterer müssen Lawinen gerade im Frühjahr beachten.

HELM AUF
Gämse oder eine vor dir kletternde Seilschaft können plötzlich Stein- oder Eisschlag auslösen. In solchen Ernstfällen kann ein Helm Leben retten. Aber auch beim Aufprall am Fels oder beim Ausrutschen im gestuften Gelände kann er lebensgefährliche Kopfverletzungen vermeiden. 

Unfallursache Nummer eins im Gebirge ist der Mensch selbst. Unfälle sind häufig eine Folge von Selbstüberschätzung, Unwissenheit oder Überforderung des Kletterers. Diese Gefahren werden als subjektive Gefahren bezeichnet, weil sie vom Mensch selbst hervorgerufen sind. Selbstreflektion, Umsicht und eine solide Ausbildung können diese Gefahren minimieren. 

ÜBERSCHÄTZUNG DER EIGENEN FÄHIGKEITEN 
Eine falsche Selbsteinschätzung und fehlende Kenntnisse über die Tour sind die häufigste Unfallursache.

FEHLEINSCHÄTZUNG DER SITUATION 
Ein erfahrener, guter Bergsteiger erkennt Fehleinschätzungen früh und hat einen Plan B in Petto.

ANGST- UND PANIKSITUATION 
Angst ist per se nicht schlecht. Im Gegenteil: sie warnt uns und hat einen evolutionären Sinn, uns vor Gefahren zu schützen. Ziel ist daher nicht angstfrei zu sein, sondern mit ihr umzugehen und dadurch die eigenen Grenzen erkennen zu können.

ALPINES GELÄNDE 
Im Vergleich zum Sportklettern kommen beim Alpinklettern zusätzliche Faktoren hinzu: Ernsthaftigkeit (Absicherung), schlechte Orientierung, Ausgesetztheit oder die Länge der Tour können den Kletterer psychisch wie physisch an Grenzen bringen.

Video

Gewitter im Gebirge

Bergwetter - Gewitter im Gebirge

DAS WETTER ALS ENTSCHEIDENDER FAKTOR BEIM ALPINKLETTERN

Das Wetter ist ein extrem wichtiger Faktor einer jeden Berg- und Klettertour, vor allem, wenn es um die Sicherheit geht. Daher spielt die Wetterprognose bereits bei der Tourenplanung eine entscheidende Rolle. Aber auch die eigenen Wetterbeobachtungen sind entscheidend, um Gewitter rechtzeitig zu erkennen und entsprechend frühzeitig passende Entscheidungen zu treffen. Grundsätzlich wird zwischen zwei Gewitterarten unterschieden: das Wärme- und das Frontgewitter. 

Wärmegewitter Frontgewitter Was machen bei Gewitter?

Wärmegewitter sind lokale Gewitter mit heftigem Regen und Blitzschlag, welche in den Sommermonaten durch Erwärmung zustande kommen. Bodennahe Luft wird durch intensive Sonneneinstrahlung stark erwärmt und steigt ab einer bestimmten Temperatur als feuchte Warmluft in die Höhe, weil sie wärmer und leichter ist als ihre Umgebungsluft. Dabei kühlt die aufsteigende Luft in der höheren und kälteren Umgebung wieder ab und kondensiert.

In einer feuchtlabilen Atmosphäre kann es so zu thermischen Gewittern kommen. Erkennen kann man ein Wärmegewitter an der aufquellenden Wolkenform, die einem Amboss (Cumulonimbus) ähnelt. 

ALARMZEICHEN FÜR WÄRMEGEWITTER

  • Keine oder wenig Taubildung in der Früh
  • Schwülwarme Luft und wenig Wind
  • Scharfe Wolkenränder und starke Quellung (Castellanus) bereits am Vormittag
  • Verlauf der Wolkenbildung, die zu einem Gewitter führen, beobachten: von Cumulus-Wolken (isolierte, dichte und scharf abgegrenzte Wolke) zu Castellanus-Wolken (teilweise Aufquellungen und zinnenartiges Aussehen) bis zur Cumulonimbus-Wolke (Gewitterwolke; meist in Form von Ambossbildung)
  • Wärmegewitter können auch bei stabilen Hochdrucklagen auftreten 

Frontgewitter sind Ganzjahresgewitter, die mit andauerndem Regen, Temperatursturz oder starkem Wind einhergehen. Sie entstehen, wenn zwei gegensätzliche Wetterfronten aufeinandertreffen und sich dabei die Luftmassen untereinander schieben. Diese Luftmassenverlagerung kommt besonders an Kaltfronten (siehe Grafik) vor: Kalte und dichte Luftmassen schieben sich unter die wärmeren, bodennahen Luftschichten. Diese Schichten sind daraufhin zum Aufsteigen gezwungen und rufen starke Windgeschwindigkeiten hervor.

In einer bestimmten Höhe kondensiert die Luft und es bilden sich Quellwolken, welche bei gewissen Bedingungen zu Gewitterwolken anwachsen. Frontgewitter erstrecken sich im Vergleich zu Wärmegewittern über größere Räume. 

ALARMZEICHEN FÜR FRONTGEWITTER

  • Aufzug einer dunklen Wolkenwand aus Wetterrichtung 
  • Länger anhaltende Wetterverschlechterung
  • Ist meist mit einem Temperatursturz verbunden (Vereisung, Schneefall in größeren Höhen)

MERKE: Bereits bei der Tourenplanung spielt die Wetterprognose eine zentrale Rolle. Nur bei stabilen Verhältnissen sollte eine alpine Tour geplant und in die Wand eingestiegen werden. Frontgewitter werden in guten, lokalen Wetterberichten angekündigt. Eine Neigung zu Wärmegewittern ebenfalls!

Wenn trotz guter Planung ein Gewitter aufzieht, sind folgende Verhaltensweisen wichtig: 

  • Geschützter Platz suchen: Höhle, Nische oder unter einem Überhang mit Abstand zu leitenden Materialien 

  • Im Steilgelände gegen einen Absturz sichern 

  • In Kauerstellung unter dem Biwaksack auf den Rucksack oder das Seil setzen und warten bis das Gewitter vorüber ist 

  • Erst absteigen, wenn das Gewitter vorüber ist

  • ACHTUNG: Es besteht ebenfalls Gefahr durch Steinschlag oder Unterkühlung. 

UNBEDINGT VERMEIDEN:

  • Auf keinen Fall auf dem Gipfel während eines Gewitters verharren. Rechtzeitig absteigen 

  • Keine unüberlegten, schnellen Handlungen

  • Nicht im ungesicherten Absturzgelände bewegen

  • Nicht vom Seilpartner/Gruppe trennen

Schritt 1 Schritt 2

Quiz: Gewitter im Gebirge

Kommst du trotz guter Tourenplanung in ein Gewitter, musst du mit deinem Seilpartner einen geeigneten und gefahrlosen Ort aufsuchen und warten bis das Gewitter vorübergezogen ist. Im Bild findest du unterschiedliche, potentielle Aufenthaltsorte.

BEDIENUNG: Entscheide, welche Plätze sich während des Gewitters eignen und markiere diese auf dem Bild!

Das sind nicht alle richtigen Zonen.

Nimm am Quiz teil und erhalte mit dem SAFETY ACADEMY Zertifikat einen ORTOVOX Kurs-Gutschein!
Eine Hütte ist ein geschützter Platz
Höhlen oder Nischen sind geschützte Orte
Kein Schutz an freien Flächen oder Rücken
Kein Schutz am Gipfel und offenen Gelände
Unter einem Überhang findest du Schutz
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Gratulation

Du hast alle Quizfragen des Gewitter im Gebirge Quiz richtig beantwortet.

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